Hallenbad Stutensee

Das Seepferdchen für Holz

26. Juli 2019, 8:00 Uhr | Jessica Stütz
Architektonisch gliedert sich das Bad in zwei Raumvolumen, die sich sichtbar von außen abzeichnen (Foto: David Matthiessen)

Das Hallenbad liegt zwischen dem Schul- und Sportzentrum und dem neuen Festplatz am Ortsrand von Stutensee. Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels wurde der Neubau zwei Meter über Geländeniveau realisiert. Architektonisch gliedert sich das Bad in zwei Raumvolumen, die sich sichtbar von außen abzeichnen. Die Badehalle umfasst ein Schwimmerbecken, ein Lehrschwimmbecken mit Rutschbahn sowie einen Kleinkindbereich. Der nach Süden angrenzende Eingangs- und Umkleidebereich mit Dusch- und Nebenräumen setzt sich durch eine reduzierte Raumhöhe von der Badehalle ab. Die zwei Baukörper greifen in Form und Materialität ineinander und verzahnen sich von außen durch ein umlaufendes Band der Stahlblechfassade.

Die großzügige Verglasung des Gebäudes zur Straße wirkt einladend und bietet erste Einblicke in die Badehalle. Die Umkleiden liegen im Süden zur benachbarten Sporthalle. Hiermzeigt sich der Baukörper weitgehend geschlossen, lediglich ein schmales, lang gestrecktes Fensterband durchbricht die silbergraue Stahlblechfassade und sorgt für angenehme Lichtverhältnisse im Innenraum. Nach Osten öffnet sich das Bad zum Baumbestand und zur Pfinz-Heglach. Dabei geht die Badeplatte in den überdachten Außenraum über, von der aus der Badegast zur tiefer gelegenen Liegewiese gelangt. Im Norden des Neubaus grenzen der Parkplatz sowie die Anlieferung über den Tiefhof mit Scherenbühne, der Zugang zum Chlorgasraum sowie eine behindertengerechte Rampe an. Die klare Grundrissorganisation von Badehalle und Umkleidebereich ermöglichte eine kompakte und ökonomische Bauweise mit einem günstigen A/V-Verhältnis (die Kompaktheit von Baukörpern wird durch das Verhältnis der wärmeabgebenden Hüllfläche (A) um beheizten Volumen (V) angegeben).

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Bei der Entwicklung des
Baukörpers wurde großer Wert auf die Optimierung des A/V Verhältnisses gelegt, um
den Heizenergiebedarf zu reduzieren (Foto: David Matthiessen)
Bei der Entwicklung des Baukörpers wurde großer Wert auf die Optimierung des A/V Verhältnisses gelegt, um den Heizenergiebedarf zu reduzieren (Foto: David Matthiessen)

So lassen sich nicht nur die Baukosten, sondern auch die Kosten im Betrieb reduzieren. Nach Westen, Norden und Osten bieten teils raumhohe Glasfassaden Ausblicke in die Umgebung. Dabei bilden die Auskragungen von Bodenplatte und Dachfläche im Westen die Eingangszone mit Freitreppe, im Osten den Übergang zum Freibereich mit Liegewiese. Um den Anteil der Glasfassaden zu reduzieren, wurde im Norden die obere Fassadenfläche geschlossen, sodass der Ausblick erhalten bleibt. Im Umkleidebereich konnte das Bauvolumen durch eine geringere Raumhöhe minimiert werden. Dadurch entsteht im Versprung der Dachflächen ein Oberlichtband, das das Gebäude zusätzlich mit Tageslicht versorgt. Die Baumaterialien wurden entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit eingesetzt: Keller- und Erdgeschoss mit Schwimmbecken, Beckenumgang und Sanitärbereichen wurden in Stahlbeton, teils in WUBeton und Sichtbeton, ausgeführt. Die Tragstruktur für die weitgespannte Badehalle und den Umkleidebereich hingegen konnte in der für diese Zwecke hervorragend geeigneten Holzbauweise errichtet werden. Auch die abgehängten, akustisch wirksamen Lamellen-Decken und Wandverkleidungen sowie die gelochte Seekieferdecke sind in Holz ausgeführt. Der Baustoff Holz überzeugte Bauherr und Architekt aufgrund seiner zahlreichen positiven Eigenschaften und seiner natürlichen Anmutung: Holz bietet ein gesundes Raumklima, ist CO2-neutral und recyclingfähig und eignet sich hervorragend, um Räumen mit schallharten Flächen wie Badehallen Atmosphäre zu verleihen und die Raumakustik zu optimieren.

Die großzügige Verglasung macht Einblicke
vom Foyer
in die Badehalle
möglich (Foto: David Matthiessen)
Die großzügige Verglasung macht Einblicke vom Foyer in die Badehalle möglich (Foto: David Matthiessen)

Das steigert die Aufenthaltsqualität im Bad und wirkt sich positiv auf die Besucher aus. Darüber hinaus sorgte der hohe Vorfertigungsgrad der Holzelemente für eine wirtschaftliche Bauweise. So wurde die Holzrippendecke elementweise im Werk des Holzbauunternehmens Müllerblaustein komplett vorgefertigt – inklusive Dachentwässerung, Beleuchtung und abgehängter Lamellen-Decke aus heimischer Weißtanne. Das verlängerte für die Mitarbeiter des Holzbauunternehmens die witterungsunabhängige Arbeitszeit in der Werkhalle und reduzierte die Montagezeiten auf der Baustelle.


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