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Manchmal kann aus einer unbefriedigenden Arbeitssituation etwas ganz Großes werden. Wenn die richtigen Personen und Ideen zusammenkommen, wird der Neubau einer Schreinerei von einem einfachen Gewerbebau zu einem Gebäude, das das herkömmliche Bauen in jedem Detail in Frage stellt. Das Bauprojekt startete unauffällig, Schreiner und Architekt arbeiteten schon länger zusammen. Der Schreiner hatte seine Werkstatt in der Scheune seines alten Bauernhauses eingerichtet, doch sie war zu klein, die Arbeitsabläufe und Prozesse passten nicht mehr. Der Wunsch des Schreiners war also prinzipiell einfach: eine neue große Halle, die saubere Arbeitsabläufe ermöglichte.

Das allein reichte dem Planerteam aus Vater und Sohn nicht. Gerade der junge Zimmermeister und Ingenieur Daniel Neubauer überlegte nicht nur, wie die neue Halle aussehen könnte, sondern dachte in jede Richtung einen Schritt weiter. Der Neubau sollte in einem Gewerbegebiet angesiedelt werden, das von den typischen Gewerbebauten geprägt ist. „Ich fand es unpassend für einen Betrieb, der Holz verarbeitet, auf erdölbasierte und mit Aluminium kaschierte Bauprodukte zu setzen“, berichtet er. „Man muss das leben, worin man arbeitet und was man verkauft.“

So war der Schritt zum Holzbau nicht weit. Doch eine „einfache“ Brettsperrholz-Lösung oder Ähnliches konnte sich der Architekt nicht vorstellen, er wollte eine Konstruktion schaffen, die weitgehend auf zusätzliche Klebebänder und Folien zur Abdichtung verzichten konnte, und ersann einen Wandaufbau, der diesen Anforderungen gewachsen war.

 

Leuchtturmprojekt im Gewerbebau

Doch schauen wir zunächst auf die von außen sichtbaren Teile des Bauprojekts. Der Neubau befindet sich in einem Gewerbegebiet in Dörth im Hunsrück. Die Umgebung ist von „normalen“ Gewerbebauten geprägt, die nicht auf nachhaltige Materialien setzen. So sticht die Schreinerei mit ihrer eigenwilligen Dachform und den holzverkleideten Giebeln deutlich aus der Masse hervor und ist ein Leuchtturmprojekt für neue Wege im Gewerbebau. Der Baukörper gliedert sich in zwei Teile, die sich durch ein Lichtband voreinander abheben. Auf der Ostseite zeigt sich das Gebäude als fast klassischer einstöckiger Satteldachbau. Lediglich der First ist aus der Mittelachse geschoben, was nicht nur einen ästhetischen, sondern auch einen ganz praktischen Nutzen hat: Dieser Bereich im Dachgeschoss sollte mehr Nutzfläche erhalten und brauchte somit etwas mehr Raumhöhe.

Der zweite, weitaus mehr Grundfläche beanspruchende Teil des Ensembles bietet der Werkstatt ausreichend Raum. Auf über 260 m² sind hier sinnvolle und effiziente Arbeitsabläufe mühelos darstellbar,sodass sich die Arbeitssituation für das Schreinerei-Team deutlich verbessert hat.

Der doppelt schiefe First

Doch zurück zur Außenansicht: Das Dach selbst lohnt einen genaueren Blick. Der First verläuft im Bereich der Büros parallel zur Mittelachse des Grundrisses. Das Dach der Werkhalle nimmt diesen Punkt auf, doch dann geht die Konstruktion in ein Walmdach mit drei schiefen Ebenen über. Was vorher die Firstlinie war, verläuft dann schräg über die Mittelachse und fällt zur Westseite hin bis auf Traufhöhe ab.

Das Dach sorgte unter Beobachtern durchaus für Gesprächsstoff. „Es geht ein kleiner Spazierweg am Grundstück entlang, sodass viele Menschen die Entstehung des Baus verfolgt haben. Die Dachform zog natürlich das Interesse auf sich. Unsere Idee dahinter war aber, die klassische Sattel- und Walmdachform des Hunsrücks aufzunehmen und sie modern zu interpretieren. Wir setzen uns also nicht klar davon ab, sondern haben Bestehendes weiterentwickelt“, erklärt Neubauer. Ursprünglich sollte sich der Holz-Gedanke nicht nur in der Konstruktion und den beiden mitHolzfassade versehenen Giebeln manifestieren, sondern über die gesamte Außenhaut erstrecken.

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