Sara bringt Leben ins Zentrum

28. Oktober 2022, 8:00 Uhr | Jessica Stütz

Einzelne Gebäude können ganze Orte verändern, einer Stadt ein neues Zentrum geben. Wo vor kurzer Zeit noch Asphaltöde, riesige Parkflächen und ein Busterminal einen Teil des Zentrums von Skellefteå prägten, verändert das Sara Kulturhus nun diesen Ort zu einem lebendigen, lebensfrohen und interessanten Teil der Stadt.

Sara bringt Leben ins Zentrum

Der große Konzertsaal bietet 1200 Sitz- und 300 Stehplätze (Foto: David Walldeby, Utopie AB)
Die Hotelzimmer wurden als vorfabrizierte Module auf die Baustelle gebracht (Foto: Martinsons-Jonas Westling)
Der Träger nutzt verschiedene Materialien. Die Zugbelastung nehmen Metallbauteile auf (Foto: Ake Eson Landmann)

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Ziemlich hoch im Norden Schwedens, rund 200 Kilometer südlich des Nordpolarkreises, liegt Skellefteå, eine Kleinstadt mit rund 33 000 Einwohnern. Niedrige drei- bis vierstöckige Bebauung prägt das Stadtbild, auch in zentralen Bereichen der Stadt. Vor der Modernisierung des Stadtzentrums war der Ort von Holzarchitektur geprägt und blickt so auf eine lange Bautradition in Holzbauweise zurück. Der Neubau markiert nun die Wiederbelebung des städtischen Erbes. Die boomende Region schafft sich so ein vorher nicht vorhandenes Stadtzentrum und wird für weiteren Zuzug attraktiv. Das neue Kulturzentrum aus der Feder von White Arkitekter öffnete im Herbst 2021 zum ersten Mal seine Türen für die Öffentlichkeit. Das Sara Kulturhus ist ein modernes Kulturzentrum mit Hotel, das ein internationales Schaufenster für nachhaltiges Design und Bauwesen darstellt. Mit einer Höhe von 75 Metern ist das Gebäude eine der höchsten Holztürme der Welt und eine neue Typologie für die Kreativität in Skellefteå. Das Kulturzentrum kombiniert traditionelle Materialien mit moderner Technologie und beherbergt gleich mehrere Kunstbetriebe unter seinem Dach: die Kunstgalerie Skellefteå, das Museum Anna Nordlander, das Regionaltheater Västerbotten, die neue Stadtbibliothek und das The Wood Hotel mit Restaurant, Spa und Konferenzzentrum.

Viele Auszeichnungen

Die Gemeinde initiierte das 30 000 m2 große Holzhochhausprojekt, um die Attraktivität der Region Skellefteå zu steigern. Mittlerweile hat der Bau mehrere internationale Auszeichnungen erhalten, darunter den MIPIM’s 2018 Best Future Project und den MIPIM/The Architectural Review’s 2018 Civic & Community Future Project Award. In diesem Jahr neu hinzugekommen in die Sammlung ist der „International Award for Wood Architecture“. Das Projekt stellt auch für die Architekten einen wichtigen Meilenstein in ihrer Entwicklung von Architektur dar, da sie sich zum Ziel gesetzt haben, ihre gesamte Architektur bis zum Jahr 2030 kohlenstoffneutral oder besser zu gestalten – wobei die Holzbauweise einen wichtigen Eckpfeiler für den Übergang zu Netto-Null darstellt.

Zentrale Lage

Im Mittelpunkt des Projekts stand der Anspruch, ein kulturelles Zentrum für die gesamte Gemeinde zu sein. Dafür ist die zentrale Lage des Gebäudes direkt im Stadtzentrum ideal. Nun könnte man meinen, dass die Entwicklung eines großvolumigen Gebäudeensembles in einer kleinteilig gegliederten Bebauungsstruktur zwangsläufig wie ein Fremdkörper wirken müsste. Um auf Straßenebene ein menschenfreundliches Maß zu schaffen, besteht das Gebäude aus Holzkörpern unterschiedlicher Größe und Transparenz, die von niedrigeren Körpern zu den engen Straßen hin bis hin zum 20-stöckigen Hotel am Hauptplatz reichen. Die Architekten griffen so zu einem simplen Trick: Sie lösten die Struktur in mehrere Bauteile auf, deren Höhe sich jeweils nach der Umgebungsbebauung richtet.


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