Bauen in der Stadt

Fahrzeuge, Menschen – und mittendrin der Bau

28. September 2021, 9:00 Uhr | Jessica Stütz
Die Aufstockung eines 50er-Jahre Gebäudes erforderte kreative Lösungen (Foto: Lichtblau Architekten)

Fußgänger kreuzen, die Straßenbahn fährt vorbei und ein Autofahrer bleibt vor der Ampel stehen. Es brummt, es hupt, es lebt: Momentaufnahme am Tegernseer Platz in München. Hervorragende Verkehrsanbindung nennt sich so etwas in Maklerdeutsch. „Baustellenlogistisch gesehen ist das der absolute Horror“, runzelt Architekt Florian Lichtblau die Stirn. „Die U-Bahn verläuft quasi unter dem Haus, die Trambahn und der Bus halten direkt davor, vom Auto- und Fußgängerverkehr gar nicht zu reden.“ Das Büroteam Lichtblau Architekten wagte es trotzdem und nahm den Auftrag an, zusammen mit dem Ingenieurbüro Bauart und Tröstl Holzbau als Zimmereibetrieb ein mitten im Verkehrsgetümmel stehendes Wohn- und Geschäftshaus zu sanieren, anzubauen und aufzustocken.

Fahrzeuge, Menschen – und mittendrin der Bau

Etwas niedriger und unsaniert: das „tepla3“ vor dem Umbau (Foto: Lichtblau Architekten)
Die Dachelemente wurden komplett vorgefertigt (Foto: Lichtblau Architekten)
Der Treppenblock ist ein statisch notwendiger, konstruktiver Bestandteil der Dachkonstruktion (Fotos: Lichtblau Architekten)

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Das Gebäude war 1955 auf den Grundmauern eines um 1900 errichteten Gründerzeitbaus hochgezogen worden. Neben den ursprünglichen Fundamenten wurden auch die alten Gewölbekeller weitergenutzt. Sie bildeten die Basis eines fünfstöckigen Gebäudes mit 15 Wohneinheiten und zwei Läden im Erdgeschoss. 1993 ließ die Hausbesitzerin die maroden Holzfenster durch Kunststofffenster ersetzen, 2011 war die Fassade an der Reihe. Sie erhielt eine wärmende Hülle in Form eines WDV-Systems und auch die oberste Geschossdecke wurde notdürftig gedämmt. Heizung und Warmwasser lieferte eine im Vorjahr erneuerte zentrale Gasheizung.

Eine neue Ära beginnt

„Was nicht gut war, war natürlich die weitere Haustechnik“, lacht Lichtblau. Im Treppenhaus zogen sich Gas- und Elektroleitungen im offenen Schacht durch die Geschosse – ohne Brandschutz. Auch die Fassadendämmung genügte den heutigen Anforderungen nicht mehr, ebenso Schall- und Wärmeschutz der Kunststofffenster. Die Wohnqualität erwies sich damit als nicht mehr zeitgemäß.

2018 war eine grundlegende Optimierung an der Reihe. Dieses Mal ließ die Bauherrin das Gebäude nicht nur funktional, energetisch und bautechnisch modernisieren, sondern zugleich barrierearm ausstatten und hofseitig einen Aufzug und Balkone anbauen. Darüber hinaus wurde das „tepla3“ getaufte Projekt um zwei Wohngeschosse aufgestockt und, so der Plan, alles nach den Richtlinien KfW-Effizienzhaus 70/55 realisiert.


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