Bürogebäude

Headquarter mit Köpfchen

6. Februar 2023, 8:00 Uhr | Damir Mioc
Das Vahrner Headquarter von Ekos: Der Wunsch, ein ökologisch wertvolles Gebäude zu errichten, führte zur Entscheidung, Holz als nachwachsenden Naturbaustoff zu nutzen (Fotos: Oliver Jaist)

Das Vahrner Headquarter von Ekos, einem Dienstleistungsunternehmen im Bereich Reinigung und Entsorgung, ist heute mit fünf Geschossen das höchste Bürogebäude aus Holz in Südtirol. Partner und Partner Architekten sowie Rubner als ausführendes Ingenieurholzbauunternehmen waren für die Umsetzung verantwortlich.

Das grundlegende Konzept definiert das neue Ekos-Headquarter als „grüne Insel im Industriegebiet“. Der klar formulierte Wunsch, ein ökologisch wertvolles Gebäude zu errichten, führt unmittelbar zur Entscheidung, Holz als nachwachsenden Naturbaustoff zu nutzen. Das Material kann sowohl Feuchtigkeit über die Luft aufnehmen und wieder abgeben und verbessert somit das Raumklima in den Büroräumlichkeiten. Und auch die antibakterielle Wirkung von Holz (aktuellen Studien zufolge überleben Bakterien auf trockenen Holzoberflächen keine 24 Stunden) ist eine wertvolle Eigenschaft, die sich vor allem in einer stark frequentierten Arbeitsumgebung positiv bemerkbar macht. Auch am Ende seiner Nutzungsphase produziert Holz als natürlicher Baustoff keine weiteren Altlasten, sondern lässt sich als Rohstoff weiter nutzen, bzw. thermisch verwerten. Darüber hinaus speichern die in diesem Gebäude verbauten 500 m³ Massivholz langfristig 500 t CO2.

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Maximale Vorfertigung im Werk

Ein wesentlicher Vorteil für Projekte dieser Größenordnung: Rubner kann die Wertschöpfungskette vom Holz aus PEFC-zertifizierten Wäldern bis hin zur Umsetzung lückenlos abdecken. Das Unternehmen verfügt mit mehreren Standorten über die entsprechend hohen Kapazitäten in der Produktion. Darüber hinaus punktet die Massivholzbauweise mit der werksseitigen Vorfertigung der Bauelemente. Mit modernsten Produktionsanlagen und ausgefeilten Fertigungstechniken stellt Rubner die erforderlichen Massivholzbauteile in ressourcenschonender Art und Weise im eigenen Werk her. Für den reibungslosen und zeitsparenden Ablauf bei der weiteren Umsetzung auf der Baustelle werden vorausschauende Montage- und Logistikkonzepte erstellt. So auch für das neue Ekos-Headquarter in Vahrn, wo sich diese Vorgangsweise aufgrund der stark wechselnden Witterungseinflüsse einerseits sowie der schwierigen Baustellenlogistik vor Ort andererseits gleich mehrfach bewährt hat.

Die kompakte Kubatur des neu errichteten Objekts sorgt mit ihrer effizienten Hüllfläche für eine Reduzierung von Energieverlusten und dadurch laufender Kosten für Kühlung und Heizung. Das würfelförmige 17 x 17 x 17 m messende Bürogebäude mit einer Bruttogrundfläche von insgesamt 290 m2 bildet mit der unmittelbar angrenzenden Betriebshalle ein einander architektonisch ergänzendes Ensemble. Die beiden Baukörper sind im ersten und zweiten Geschoss über einer Brücke miteinander verbunden. Im Inneren des Kubus überbrücken einander überkreuzende Treppenläufe – ebenfalls von Rubner in Holzbauweise werksseitig vorgefertigt – die einzelnen Ebenen. Helle, lichtreflektierende Holzoberflächen in Sichtqualität prägen den Gesamteindruck der Büroräumlichkeiten. Partner und Partner Architekten haben die Aufteilung bewusst so gestaltet, dass sich die Arbeitsbereiche und -räume in Zukunft bei Bedarf trennen und neu einteilen lassen, ohne dadurch an Funktionalität und Schallschutz einzubüßen.

Im Inneren des Kubus überbrücken einander überkreuzende Treppenläufe – ebenfalls in Holzbauweise werksseitig vorgefertigt – die einzelnen Ebenen
Im Inneren des Kubus überbrücken einander überkreuzende Treppenläufe – ebenfalls in Holzbauweise werksseitig vorgefertigt – die einzelnen Ebenen

Starke sichtbare Kontraste

Auch im Außenbereich spielt der Naturbaustoff Holz seine Stärken aus, denn die extremen Bedingungen des Gewerbestandorts bringen hohe Anforderungen an die Fassade mit sich. Die von Rubner produzierte und errichtete Tannenverschalung präsentiert sich nach außen hin als gezielt verkohlte Holzfassade. Die Karbonisierung ist eine alte Technik der Holzkonservierung, die das Material resistent gegen Witterung und Schädlinge macht. Gleichzeitig wird auf diese Weise die edle Struktur des Holzes deutlich sichtbar. Die natürliche Schwarzfärbung bildet darüber hinaus einen architektonisch spannenden Kontrast zur vorgelagerten aus lebendigen Kletterpflanzen bestehenden Grünfassade. Sie verringert als natürlicher Sonnenschutz den technischen Kühlbedarf des Gebäudes, wirkt als Schutz der Bausubstanz vor UV-Einstrahlung und filtert Feinstaub aus der Umgebungsluft des Industriegebiets. Das Gesamtkonzept beider Fassadenebenen versteht sich als sichtbares Zeichen für angewandte Biodiversität.

Bei der Realisierung des neuen Ekos-Headquarters wurde auf das Know-how und die Produktlösungen gleich mehrere Unternehmen unter dem Markendach der Rubner Gruppe gesetzt. Im Zuge der Ingenieurholzbauleistungen wurden auch Mehrschichtplatten von Nordpan, Rubner Türen sowie Fenster verbaut. Das Rubner-Team aus Brixen zeichnet für die holzbautechnische Planung (Ausführungszeichnung), werksseitige Vorfertigung, Transport, just-in-time Lieferung sowie Montage der gesamten Holzkonstruktion verantwortlich. Um die Anforderungen an Qualität und Präzision zu erfüllen, wurde das Unternehmen auch mit den Baumeisterarbeiten, Spenglerarbeiten, der Installation von Glasfassaden, Glasdach, Fenstern und Außentüren sowie der Abdichtungen nach außen hin beauftragt.

Für Peter Rosatti, Geschäftsführer der Rubner Holzbau GmbH in Brixen, zählt das neue Headquarter von Ekos zu den herausragendsten Beispielen des modernen Ingenieurholzbaus: „Hier in Vahrn konnten wir zeigen, was Rubner – auch im Verbund mit anderen Unternehmen der familiengeführten Gruppe – zu leisten vermag. Mit der Kostner GmbH als Auftraggeber sowie Partner und Partner Architekten als Planern hatten wir erfreulicherweise Ansprechpartner, die von Anfang an bewusst auf die Möglichkeiten und Vorteile der werksseitig vorgefertigten Massivholzbauweise gesetzt und dieses Potenzial optimal für sich genutzt haben. Auf diese Weise konnten wir gemeinsam das höchste Bürogebäude aus Holz in Südtirol realisieren – das gleichzeitig auch höchste ökologische, soziale und ästhetische Aspekte vereint.“

Bei der Realisierung des Ekos-Headquarters wurde auf das Know-how der Rubner Gruppe gesetzt
Bei der Realisierung des Ekos-Headquarters wurde auf das Know-how der Rubner Gruppe gesetzt

Zahlen und Fakten

Auftraggeber: Kostner GmbH, Vahrn (IT)
Architektur: Partner und Partner Architekten, Berlin (DE)
Tragwerks- und Brandschutzplanung, Gebäudetechnik, Sicherheitskoordination: Bergmeister GmbH, Vahrn (IT)
Holzbau: Rubner, Standort Brixen (IT)
Gebäudenutzfläche: 1250 m²
Bruttogeschossfläche: 250 m²
Brutto-Bauvolumen: 5000 m³
Verarbeitete Materialien: ca. 45 m³ Brettschichtholz-Konstruktion, ca. 500 m³ (= ca. 2900 m²) Brettsperrholz-Elemente, Stärke 120 bis 280 mm, im Innenbereich 90 Prozent in Sichtqualität


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