
Laut Prof. Ludger Dederich von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg rechnet sich Wohnungsbau in Holz „auf lange Sicht“ (Fotos: mikado)
Das Internationale Holzbauforum (IHF) feierte in seiner 26. Auflage Ende November ein grandioses Comeback. Ohne jegliche Corona-Auflagen, aber mit großem Publikumszuspruch bot die Veranstaltung in Innsbruck Holzbauern, Planern, Ingenieuren und Architekten jede Menge Informationen und die Gelegenheit zum Netzwerken.
Mehr als 2600 Anmeldungen gab es im Vorfeld des 26. Internationalen Holzbauforums in Innsbruck, dazu 175 Aussteller aus 33 Nationen – das Interesse an dem Pflichttermin für die Holzbaubranche war nach zwei Jahren „Corona-Pause“ enorm groß. Entsprechend gut war die Stimmung im Kongresszentrum der Tiroler Hauptstadt sowohl bei den zahlreichen Besuchern als auch bei den Organisatoren um Prof. Uwe Germerott (Berner Fachhochschule, Biel) von Forum Holzbau.
Am Mittwoch, dem 30. November 2022, standen unter anderem die Themen „Bauen für die Immobilienwirtschaft“ sowie „Marktveränderungen in der Wertschöpfungskette Holzbau“ im Fokus. Prof. Ludger Dederich, von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, schlug in Sachen Wohnbau eine Bresche für den nachwachsenden Werkstoff Holz. „Viele Menschen denken, dass öko teuer sei – damit liegen sie aber falsch. Denn Wohnungsbau in Holz rechnet sich im ‚long run‘, durch Raumgewinnung, Betriebskosten und Energieeinsparung“, erläuterte er. Laut bislang durchgeführten Datenerhebungen gebe es keine Hinweise, dass Bauvorhaben in Holzbauweise 10 bis 15 Prozent Mehrkosten gegenüber mineralisch errichteten Gebäuden aufweisen würden.

Jochen M. Wilms von W Ventures riet den Holzbau-Unternehmen, sich mit voller Kraft der Digitalisierung zu widmen
Ein Highlight war auch der Vortrag von Jochen M. Wilms von W Ventures, Berlin zum Thema „Corporate or die“, eine Warnung an die Bau- und Zuliefererindustrie. Er riet den Holzbau-Unternehmen, sich mit voller Kraft der Digitalisierung zu widmen. „Alles was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert“, prognostizierte er. Große Unternehmen wie Google, Facebook oder AirBnB werden sich seiner Meinung nach der Bau- und Zulieferbranche annehmen. Die Holzbauer müssten neue Geschäftsstrategien entwickeln, damit ihnen die genannten Weltkonzerne die Prozesse im Bau nicht aus der Hand nehmen. „Es ist an der Zeit, digitale Geschäftsmodelle von A bis Z zu entwickeln und in Netzwerken zu denken“, forderte Wilms.

Volles Haus: Mehr als 2600 Anmeldungen waren beim IHF in Innsbruck zu verzeichnen
Am Donnerstag, dem 1. Dezember, lockte unter anderem das Thema „Die Zukunft definieren – die Vergangenheit überdenken“ zahlreiche Kongressbesucher an. Beim Vortrag des aus Funk und Fernsehen bekannten Zukunftsforschers Matthias Horx vom Zukunftsinstitut Wien, waren alle Plätze des Saals belegt. Horx blickte gelassen auf die vergangenen Pandemie-Jahre zurück und sagte der Holzbaubranche trotz der aktuell angespannten Situation mit hohen Rohstoffpreisen und Fachkräftemangel eine rosige Zukunft voraus, da Holz als nachwachsender Baustoff und als CO2-Speicher wichtiger denn je sei.

Zukunftsforscher Matthias Horx vom Zukunftsinstitut Wien
Beim Themenblock „Holztragwerke“ wurden den Teilnehmern ausgewählte Holzbauprojekte aus der ganzen Welt präsentiert. So stellte z.B. Oliver Fried von Rubner Holzbau das spektakuläre Holzhochhaus „Roots“ in Hamburg vor. Das 65 Meter hohe Gebäude in der HafenCity der Hansestadt bietet 128 Wohnungen auf 19 Geschossen. Noch höher hinaus ging es für Frank Steffens, Geschäftsführer der Brüninghoff Gruppe – er stellte höchst unterhaltsam das Holzhochhausprojekt „HAUT“ in Amsterdam vor – mit vielen kniffligen Details und suboptimalen Begleitumständen, die den Bauverlauf zu einer – am Ende für alle Beteiligten lohnenden – Herausforderung machten. Es ist mit 74 Metern und 21 Stockwerken das höchste Holz-Wohnhochhaus (Holzanteil 61 Prozent) der Niederlande.

Frank Steffens, Geschäftsführer der Brüninghoff Gruppe, stellte höchst unterhaltsam das Holzhochhausprojekt „HAUT“ in Amsterdam vor
Nach dem spannenden Vortrag des Buchautors Prof. Hans-Werner Sinn (Präsident des ifo-Instituts i.R.) aus München über eine „Welt im Umbruch“ standen Ehrungen für Persönlichkeiten an, die sich für das Holz im Bauwesen eingesetzt haben: Unternehmer Xaver Haas, langjähriger Vorsitz des Holzwirtschaftsrates und Architekt Jürgen Krug, langjähriger Professor an der TH Rosenheim, wurden mit ihrer Vita und ihren Leistungen für den Holzbau von Prof. Heinrich Köster (TH Rosenheim) vorgestellt und von den Forumsbesuchern mit großem Applaus bedacht.

Unternehmer Xaver Haas, langjähriger Vorsitz des Holzwirtschaftsrates, wurde bei dem Internationalen Holzbauforum 2022 geehrt
Am Freitag, den 2. Dezember, ging die erfolgreiche Veranstaltung nachmittags zu Ende. Vorher wurden den Teilnehmern Einblicke in die Planung von exponierten Ingenieurbauwerken (u.a. Schalendach Rennrodelbahn Oberhof und Goetheturm, Frankfurt) sowie Hallen- und Stadionbauten (u.a. Sporthalle auf der Waldau und Eishalle HC Davos) gewährt. Ebenso wurden „zukunftsfähige Konzepte für den mehrgeschossigen Holzbau erörtert, auch am Beispiel des Holzhochhauses „H1“ in Zürich-Regensdorf.
dm