Der Schwarzwälder Zimmerer und Tischler Nico Pfisterer hat schon immer nach alternativen Wegen im Leben gesucht. Lange Wanderjahre in aller Welt haben ihn schlussendlich zu der Vision eines alternativen Siedlungskonzepts geführt, die er nun verwirklicht hat. Dabei ist es ihm gelungen, Kindheitsträume, handwerklichen Holzbau, die Tiny-House-Philosophie und ingenieurtechnische Präzision unter ein gemeinsames Dach zu bringen. Die ersten Entwurfsgedanken, noch mit Bleistift zu Papier gebracht, wanderten später in ein 3DCAD- Programm, aus dem peu à peu ein lösungsfähiger Entwurf erarbeitet wurde. Daraus resultierte die Idee eines Baumhauses aus vorgefertigten Holzrahmenbauelementen, das auf einer eigens entwickelten Konstruktion aus Brettschichtholzbindern (BSH) sitzt.
Der Genehmigungsprozess des Pionierbauwerks gestaltete sich problemlos, sodass Pfisterer seinen der Gebäudeklasse I (frei stehend, maximale Gebäudehöhe 7 m, land- oder forstwirtschaftlich genutzt, nicht mehr als zwei Nutzungseinheiten mit weniger als 400 m²) zugeordneten Baumhaustraum verwirklichen konnte. Der erste Prototyp wurde auf einem Schwarzwälder Bauernhof mit Gastronomie und Hofladen errichtet. Dort erfüllt das Baumhaus gleich mehrere Funktionen: es dient als Anschauungsobjekt für einzelne Bauinteressenten sowie für Betreiber von alternativen (Ferien-)Hausund Wochenendparks. Zudem steht es Besuchern und Urlaubern als ganz besondere Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung und fungiert als Musterobjekt zukünftiger Weiterentwicklungen und Designs für ganze Siedlungen in ländlichen wie städtischen Zonen.
Das Konstruktionsprinzip folgt einer natürlichen Analogie, die sich am gewachsenen Baumstamm orientiert. Dabei formen BSH-Bogenbinder aus Fichtenholz im unteren Bereich zuerst den Stamm, um dann wie Äste auslaufend die Baumkrone herauszubilden. Diese Krone wiederum wurde nun im Schwarzwald zur Plattform weiterentwickelt, die das eigentliche Baumhaus trägt. Der Zugang erfolgt wie in Kindertagen mitten durch das Geäst, nur das jetzt nicht mehr geklettert werden muss: Über eine in das BSH-Tragwerk eingelassene Holztreppe erreicht man bequem eine Bodenklappe, die als Eingangstür fungiert. Ein bisschen Abenteuergefühl soll schon noch dabei sein, zumal diese Lösung auch platzsparend ist. Die Gründung der Baumhütte erfolgte auf einem 80 cm dicken Stahlbeton-Fundament mit einer Grundfläche von 2 m × 2 m. Darauf wurde ein Stahlring (15 mm dick/840 mm Radius/1680 mm Durchmesser/ ca. 87 kg schwer) mithilfe von eingeklebten Edelstahl-Verbundankern angebracht.